Anna Seghers, geboren am 19. 11. 1900 in Mainz als Netti Reiling, einzige Tochter einer großbürgerlichen jüdischen Familie. Besuch von Grund- und Oberschule in Mainz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Philologie und Sinologie in Heidelberg und Köln, 1924 Promotion an der Universität Heidelberg mit einer kunstgeschichtlichen Arbeit über Rembrandt und Debüt als Schriftstellerin. Die Studienjahre waren in mehrfacher Hinsicht prägend für ihr weiteres Leben, ihr Selbstverständnis als Autorin und die zentralen Themen ihrer Prosa: In Heidelberg begegnete sie ihrer ersten großen Liebe, dem Sinologen Philipp Schaeffer, den die Nazis nach Jahren aufgrund seiner antifaschistischen Arbeit hinrichteten. Hier lernte sie auch ihren späteren Mann, den Wirtschaftswissenschaftler und ungarischen Kommunisten Lászlo Radványi und eine Reihe junger kommunistischer Emigranten kennen. Mitte der zwanziger Jahre zogen Seghers und Radványi nach Berlin, wo Seghers Mitglied der KPD und des BPRS wurde und ihre beiden Kinder zur Welt kamen. Für ihre Erzählungen „Grubetsch“ und „Aufstand der Fischer von St. Barbara“ erhielt sie 1928 den renommierten Kleist-Preis. 1933 emigrierte sie mit Mann und Kindern zuerst nach Frankreich, wo sie sich in der antifaschistischen Arbeit engagierte und fünf Romane, Erzählungen, einige Hörspiele, eine Reihe Essays und zahlreiche Reden schrieb. Nach einer abenteuerlichen Flucht in den unbesetzten Süden Frankreichs gelang ...